Die ultimative Checkliste für die PV-Planung im Gewerbebereich

Die Installation einer Photovoltaikanlage auf gewerblichen Dächern bietet Unternehmen erhebliche wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Doch bevor die ersten Module montiert werden können, müssen zahlreiche technische und rechtliche Aspekte sorgfältig geprüft werden. Diese umfassende Checkliste führt Sie durch die kritischen Planungsschritte und hilft Ihnen, kostspielige Fehler zu vermeiden. Von der Dachlastprüfung über Brandschutzvorschriften bis hin zu Versicherungsfragen – hier finden Sie alle wesentlichen Informationen für eine erfolgreiche PV-Planung im Gewerbebereich.

Die vier Säulen einer erfolgreichen gewerblichen PV-Planung

Eine professionelle Planung von Photovoltaikanlagen im Gewerbebereich erfordert besondere Sorgfalt in vier Kernbereichen. Diese Bereiche entscheiden maßgeblich über den langfristigen Erfolg und die Sicherheit Ihrer Anlage:

1. Dachlastprüfung und Statik

Die strukturelle Integrität des Gebäudes muss gewährleistet sein, um die zusätzliche Last der PV-Anlage sicher zu tragen – besonders wichtig bei älteren Gewerbeimmobilien.

2. Brandschutzvorschriften

Spezielle Anforderungen für gewerbliche PV-Anlagen müssen eingehalten werden, um Brandrisiken zu minimieren und den Versicherungsschutz zu gewährleisten.

3. Unterkonstruktion und Montagesysteme

Die richtige Auswahl und Installation der Montagesysteme ist entscheidend für die Langlebigkeit und Leistungsfähigkeit der Anlage.

4. Versicherung und Haftung

Ein umfassender Versicherungsschutz schützt vor finanziellen Risiken durch Schäden an der Anlage oder durch die Anlage verursachte Schäden.

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1. Dachlastprüfung und Statik: Die Basis jeder PV-Installation

Statiker prüft die Dachkonstruktion eines Gewerbegebäudes für die Checkliste PV-Planung für Gewerbe

Die Dachlastprüfung ist der erste und wichtigste Schritt bei der Planung einer gewerblichen Photovoltaikanlage. Gewerbedächer sind oft nicht für zusätzliche Lasten konzipiert, weshalb eine gründliche statische Beurteilung unerlässlich ist.

Lastfaktoren bei PV-Anlagen auf Gewerbedächern

Eigengewicht der PV-Anlage

Eine gewerbliche PV-Anlage bringt je nach System zwischen 15-25 kg/m² zusätzliches Gewicht auf das Dach. Bei größeren Anlagen mit einer Leistung von mehreren hundert kWp kann dies schnell zu einer erheblichen Gesamtlast führen.

Wind- und Schneelasten

Besonders kritisch sind die dynamischen Lasten durch Wind und Schnee. Je nach Standort können Windlasten von bis zu 1,1 kN/m² und Schneelasten von bis zu 5,0 kN/m² auftreten. Diese müssen in der statischen Berechnung berücksichtigt werden.

Punktuelle und flächige Belastungen

Bei der Montage entstehen sowohl punktuelle Belastungen an den Befestigungspunkten als auch flächige Lasten durch die Module selbst. Die Lastverteilung muss optimal auf die Dachkonstruktion abgestimmt sein.

Dynamische Belastungen

Vibrationen durch Wind und thermische Ausdehnung können zu dynamischen Belastungen führen, die über die Jahre die Dachkonstruktion beeinträchtigen können.

Checkliste für die Dachlastprüfung

  • Prüfung der vorhandenen Bauunterlagen und Statikberechnungen des Gebäudes
  • Ermittlung der aktuellen Dachlastreserven unter Berücksichtigung des Gebäudealters
  • Berechnung der zusätzlichen Lasten durch die geplante PV-Anlage
  • Berücksichtigung regionaler Wind- und Schneelasten gemäß DIN EN 1991
  • Prüfung der Tragfähigkeit von Dacheindeckung und Unterkonstruktion
  • Bewertung der Dachdämmung hinsichtlich Druckfestigkeit (besonders bei Flachdächern)
  • Analyse der Befestigungspunkte und deren Einfluss auf die Dachkonstruktion
  • Erstellung eines statischen Gutachtens durch einen qualifizierten Statiker

„Die häufigste Ursache für Probleme bei gewerblichen PV-Anlagen ist eine unzureichende statische Prüfung im Vorfeld. Eine professionelle Dachlastprüfung ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit.“

Dr. Ing. Martin Weber, Sachverständiger für Photovoltaikanlagen

2. Brandschutzvorschriften: Sicherheit hat höchste Priorität

Brandschutz ist bei gewerblichen PV-Anlagen ein zentrales Thema. Die elektrischen Komponenten und die Integration in bestehende Gebäudestrukturen erfordern spezielle Schutzmaßnahmen, die sowohl gesetzliche Vorgaben erfüllen als auch Versicherungsanforderungen genügen müssen.

Gesetzliche Brandschutzanforderungen

Die Brandschutzanforderungen für gewerbliche PV-Anlagen sind in Deutschland in verschiedenen Normen und Richtlinien geregelt. Besonders relevant sind die Musterbauordnung (MBO), die VDE-Normen sowie die Richtlinien des Verbandes der Sachversicherer (VdS).

Anforderung Beschreibung Rechtliche Grundlage
Brandabschnitte Einhaltung von Brandabschnitten mit max. 40 m Länge auf dem Dach VdS 3145, DIN VDE 0100-712
Abstände zu Brandwänden Mindestabstand von 1,25 m zu Brandwänden und Brandabschnitten Musterbauordnung, Landesbauordnungen
Abstände zu RWA-Anlagen Mindestabstand von 2,5 m zu Rauch- und Wärmeabzugsanlagen DIN 18232, VdS-Richtlinien
Feuerwehrschaltung Installation einer Feuerwehrschaltung zur Abschaltung im Brandfall DIN VDE 0100-712, VDE-AR-E 2100-712
Kabelführung Feuerfeste Verlegung von DC-Leitungen im Gebäudeinneren DIN VDE 0100-712, VDE-AR-E 2100-712

Checkliste für den Brandschutz

  • Erstellung eines Brandschutzkonzepts unter Berücksichtigung der lokalen Bauordnung
  • Einhaltung der vorgeschriebenen Abstände zu Brandwänden und RWA-Anlagen
  • Installation einer Feuerwehrschaltung mit externer Kennzeichnung
  • Verwendung von brandschutzzertifizierten Komponenten und Materialien
  • Feuerfeste Verlegung von DC-Leitungen im Gebäudeinneren
  • Dokumentation aller Brandschutzmaßnahmen für Behörden und Versicherungen
  • Abstimmung mit der örtlichen Feuerwehr und dem Brandschutzbeauftragten
  • Regelmäßige Überprüfung und Wartung der Brandschutzeinrichtungen

Wichtig: Seit 2019 gelten verschärfte Brandschutzanforderungen für gewerbliche PV-Anlagen. Die Verwendung von Glas-Glas-Modulen kann in bestimmten Fällen die einzuhaltenden Abstände reduzieren und somit die nutzbare Dachfläche vergrößern.

3. Unterkonstruktion und Montagesysteme: Das Rückgrat Ihrer PV-Anlage

Die Unterkonstruktion ist das Bindeglied zwischen Dach und Solarmodulen. Sie muss nicht nur die Module sicher befestigen, sondern auch Witterungseinflüssen standhalten und die Dachintegrität bewahren. Die Wahl des richtigen Montagesystems hängt von verschiedenen Faktoren ab und hat erheblichen Einfluss auf Kosten, Lebensdauer und Leistung der Anlage.

Montagesysteme nach Dachtyp

Flachdachsysteme

Für Flachdächer kommen meist aerodynamische Aufständerungssysteme zum Einsatz, die durch ihr Eigengewicht und zusätzlichen Ballast gesichert werden. Diese Systeme vermeiden Dachdurchdringungen und damit potenzielle Leckagen.

  • Ost-West-Systeme für maximale Flächennutzung
  • Südausrichtung für maximalen Energieertrag
  • Ballastoptimierte Systeme für statisch begrenzte Dächer

Trapezblech- und Sandwichdächer

Bei Metalldächern werden spezielle Klemmsysteme oder Blechfalzklemmen verwendet, die ohne Durchdringung der Dachhaut eine sichere Befestigung ermöglichen.

  • Direktmontage mit speziellen Blechschrauben
  • Klemmsysteme für verschiedene Profiltypen
  • Korrosionsbeständige Materialien (Aluminium, Edelstahl)

Schrägdächer mit Eindeckung

Bei Ziegeldächern oder ähnlichen Eindeckungen kommen Dachhaken oder Stockschrauben zum Einsatz, die eine sichere Verbindung zur Dachkonstruktion herstellen.

  • Dachhakensysteme für Ziegeldächer
  • Stockschraubensysteme für Wellplatten
  • Spezielle Lösungen für Schiefer- oder Metalldächer

Materialauswahl und Qualitätskriterien

Die Qualität der verwendeten Materialien ist entscheidend für die Langlebigkeit der Unterkonstruktion. Hochwertige Systeme bestehen aus korrosionsbeständigem Aluminium oder Edelstahl und verfügen über zertifizierte Verbindungselemente.

Wichtige Qualitätskriterien:

  • Korrosionsbeständigkeit (mindestens Klasse C4 nach ISO 9223)
  • UV-Beständigkeit aller Kunststoffkomponenten
  • Statische Nachweise und Windlastberechnungen
  • Systemgarantien von mindestens 10 Jahren
  • Zertifizierungen nach relevanten DIN-Normen

Zu vermeidende Fehler:

  • Verwendung nicht kompatibler Materialien (Bimetallkorrosion)
  • Unzureichende Dehnungsfugen bei großen Anlagen
  • Fehlende Erdung der Metallkomponenten
  • Unzureichende Berücksichtigung thermischer Ausdehnung
  • Mangelhafte Abdichtung bei Dachdurchdringungen
Installation einer Unterkonstruktion auf einem Gewerbedach - Checkliste PV-Planung für Gewerbe

Checkliste für Montagesysteme

  • Auswahl des Montagesystems entsprechend dem Dachtyp und der statischen Situation
  • Prüfung der Kompatibilität zwischen Montagesystem und Modultyp
  • Berücksichtigung der Windlastberechnung gemäß Eurocode 1
  • Überprüfung der Korrosionsbeständigkeit aller Komponenten
  • Sicherstellung ausreichender Dehnungsfugen bei großen Anlagen
  • Planung der Kabelführung und Erdungskonzept
  • Prüfung der Herstellergarantien und Zertifizierungen
  • Abstimmung mit Dachdecker/Dachabdichter bei Durchdringungen

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4. Versicherung und Haftung: Absicherung für den Ernstfall

Eine umfassende Versicherung ist für gewerbliche PV-Anlagen unerlässlich. Sie schützt nicht nur vor finanziellen Verlusten durch Schäden an der Anlage selbst, sondern auch vor Haftungsansprüchen Dritter. Die richtige Versicherungsstrategie muss verschiedene Risikobereiche abdecken und mit bestehenden Versicherungen koordiniert werden.

Notwendige Versicherungsbausteine

Elektronikversicherung / Allgefahrenversicherung

Diese Versicherung deckt Schäden an der PV-Anlage selbst ab, etwa durch Unwetter, Feuer, Vandalismus oder technische Defekte. Sie sollte auch Ertragsausfälle bei Anlagenschäden abdecken.

Betreiberhaftpflichtversicherung

Sie schützt vor Ansprüchen Dritter, die durch den Betrieb der Anlage entstehen können, beispielsweise durch herabfallende Teile oder elektrische Schäden.

Ertragsausfallversicherung

Diese Versicherung kompensiert Einnahmeverluste bei Anlagenausfällen und sollte besonders bei Anlagen mit hohem Eigenverbrauchsanteil oder Direktvermarktung berücksichtigt werden.

Montageversicherung

Während der Installationsphase schützt eine spezielle Montageversicherung vor Schäden, die während der Bauphase entstehen können.

Versicherungsanforderungen und Risikominimierung

Versicherer stellen bestimmte Anforderungen an die Installation und den Betrieb von PV-Anlagen. Die Einhaltung dieser Vorgaben ist Voraussetzung für den Versicherungsschutz und dient gleichzeitig der Risikominimierung.

Anforderungsbereich Typische Versicherungsvorgaben Risikominimierung
Installation Installation durch zertifizierte Fachbetriebe, Einhaltung aller technischen Normen Qualifizierte Fachbetriebe beauftragen, Abnahmeprotokolle dokumentieren
Brandschutz Einhaltung aller Brandschutzvorschriften, Installation von Feuerwehrschaltern Brandschutzkonzept erstellen, regelmäßige Überprüfungen
Überspannungsschutz Installation von Überspannungsschutzeinrichtungen nach VDE 0100-712 Qualitätskomponenten verwenden, regelmäßige Prüfung
Wartung Regelmäßige Wartung und Inspektion durch Fachbetriebe Wartungsvertrag abschließen, Dokumentation aller Maßnahmen
Diebstahlschutz Sicherung gegen Diebstahl, ggf. Überwachungssysteme Spezielle Schrauben, Überwachungskameras, Alarmsysteme

Checkliste für Versicherung und Haftung

  • Prüfung bestehender Gebäudeversicherungen auf mögliche Integration der PV-Anlage
  • Abschluss einer speziellen Elektronik-/Allgefahrenversicherung für die PV-Anlage
  • Sicherstellung ausreichender Deckungssummen in der Betreiberhaftpflichtversicherung
  • Abschluss einer Ertragsausfallversicherung bei wirtschaftlicher Abhängigkeit
  • Dokumentation aller technischen Unterlagen und Abnahmeprotokolle
  • Regelmäßige Wartung und Inspektion durch zertifizierte Fachbetriebe
  • Einhaltung aller versicherungstechnischen Auflagen und Dokumentation
  • Jährliche Überprüfung des Versicherungsschutzes auf Aktualität
Wartungsarbeiten an einer gewerblichen PV-Anlage für die Versicherungsdokumentation - Checkliste PV-Planung für Gewerbe

Achtung: Viele Versicherungsschäden werden abgelehnt, weil die Anlage nicht den technischen Normen entspricht oder Wartungspflichten vernachlässigt wurden. Eine lückenlose Dokumentation aller Maßnahmen ist daher unerlässlich.

Fazit: Der Weg zur erfolgreichen gewerblichen PV-Anlage

Erfolgreiche gewerbliche Photovoltaikanlage auf einem Unternehmensdach - Checkliste PV-Planung für Gewerbe

Die Planung und Installation einer Photovoltaikanlage im Gewerbebereich ist ein komplexes Unterfangen, das sorgfältige Vorbereitung und Fachwissen erfordert. Mit der richtigen Herangehensweise und Beachtung aller relevanten Aspekte kann Ihre PV-Anlage jedoch zu einem wirtschaftlichen und ökologischen Erfolg werden.

Die vier Kernbereiche – Dachlastprüfung, Brandschutz, Montagesysteme und Versicherung – bilden das Fundament für eine sichere und rentable Anlage. Durch die frühzeitige Berücksichtigung dieser Faktoren vermeiden Sie kostspielige Nachbesserungen und maximieren die Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit Ihrer Investition.

Vorteile einer professionellen PV-Planung

  • Maximale Sicherheit und Langlebigkeit der Anlage
  • Optimale Ausnutzung der verfügbaren Dachfläche
  • Höhere Erträge durch optimierte Anlagenauslegung
  • Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten und Versicherungsproblemen
  • Reibungslose Genehmigungsverfahren durch vollständige Dokumentation

Risiken bei mangelhafter Planung

  • Statische Probleme und Gebäudeschäden
  • Erhöhte Brandgefahr und Versicherungsprobleme
  • Vorzeitiger Verschleiß der Anlage
  • Ertragseinbußen durch suboptimale Auslegung
  • Rechtliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung von Vorschriften

Investieren Sie in eine professionelle Planung und Beratung, um das volle Potenzial Ihrer gewerblichen PV-Anlage auszuschöpfen. Die anfänglichen Mehrkosten für eine gründliche Vorbereitung amortisieren sich schnell durch höhere Erträge, geringere Betriebskosten und eine längere Lebensdauer der Anlage.

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